Vereinfachung des Innenraums

Nach den erheblichen Zerstörungen wurde das Innere der Christuskirche vereinfacht wiederhergestellt. Statt des hölzernen Gewölbes wurde eine stählerne Dachkonstruktion eingezogen, die eine abgehängte Decke erforderlich machte. Hierdurch wurde eine Sichtbarkeit der großen Fensterrosette über dem Eingangsportal im Kircheninneren verhindert. Schmucklose flache Segmentbögen trugen die Emporen, auch der Triumphbogen wurde wesentlich flacher als ursprünglich gestaltet. Die ornamentale Ausmalung der Innenwände wich einer nüchternen neutralen Farbfassung. Auch Altar, Kanzel und Taufbecken wurden nun wesentlich einfacher einheitlich aus Holz gefertigt. Als Relikte der Bauzeit blieben die Konsolen unter der Orgelempore und die Kirchenbänke erhalten. Zusammen mit den Gemälden der Gefallenenehrung von 1924 an der Ostwand, die 1950 aus dem Tresor geholt und wieder angebracht wurden und den neuen farbigen Kirchenfenstern, milderten diese die strenge Nüchternheit des modernen Innenraums etwas ab.

Links einer der Stahlträger der neuen Dachkonstruktion, rechts Bau der abhängenden Decke

Vorschlagszeichnung des Kirchbaurats Dipl.-Ing. Nau zur Deckengestaltung der Christuskirche, 1949
Dipl.-Ing. Nau mit seinen Entwürfen; aus dem Diorama im Vorraum der Christuskirche

Der Wiederaufbau der Christuskirche geschah in Abstimmung mit dem Bauamt der Westfälischen Landeskirche, welches von 1948 bis 1959 seinen Sitz in Hagen hatte. Zuständig war hier der Kirchenbaurat Diplom-Ingenieur Hans Erwin Nau (1909 – 1996). Für die Jahre 1949 und 1950 sind Schriftwechsel zwischen Nau und Pfarrer Maack sowie mehrere Ortstermine in der Christuskirche im Beisein Naus dokumentiert. Der Baurat gab Empfehlungen zu gestalterischen Möglichkeiten und ausführenden Handwerksbetrieben ab und fertigte sogar Entwurfszeichnungen zur möglichen Deckengestaltung an. Mit der schlussendlichen Ausführung war Nau nach einer Besichtigung der Christuskirche am 1. Dezember 1950 aber nicht zufrieden. Die Farbgestaltung des Innenraumes erschien ihm laut seinem Aktenvermerk ungünstig, die Fensterverglasung in Teilen mißlungen und die Decke zu spartanisch. Außerdem bemängelte er, dass die Orgelempore „als Wand statt als eingestelltes Möbel“ gestaltet wurde, was den Raum zusätzlich verkürze. Insgesamt bemängelte Nau die fehlende Zeitlosigkeit des neu gestalteten Innenraums und lehnte jegliche Verantwortung für Farbigkeit und Fenstergestaltung ab.

„Sollten Ihnen meine Ausführungen nicht einleuchten, so empfehle ich, den Aktenvermerk auf Wiedervorlage zu legen und nach 10 Jahren nochmals zu überprüfen. Es kommt im Kirchenbau nicht darauf an, ‚modern‘, d. h. nach der für eine kurze Zeit gültigen Mode, zu bauen, sondern so zeitlos zu gestalten, daß auch die in späteren Jahren lebenden Menschen, die zu der Mode der Gegenwart keine Beziehung mehr haben, an dem, was wir heute schaffen, Freude empfinden können.“

Kirchenbaurat Dipl.-Ing. Hans Erwin Nau an Pfarrer Hans Maack, 5.12.1950
Kirchbaurat Hans Erwin Nau um 1960…
…und 1968