Die Befreiung GE-Bismarcks
Einmarsch der US-Truppen und Schließung des Ruhrkessels
Im Frühjahr 1945 rückten US-amerikanische Truppen von Westen ins Rheinland und Ruhrgebiet vor. Die Hauptrolle bei der Befreiung Gelsenkirchen-Bismarcks spielte das aus Nebraska stammende 134. Infanterieregiment, Bestandteil der 35. Infanterie-Division. Es war bereits im Juli 1944 nach einem Aufenthalt in England auf dem europäischen Festland abgesetzt worden und hatte Gefechte in Frankreich, Luxemburg und Belgien bestritten. Am 25. März 1945 überquerte es den Rhein und rückte in Richtung Ruhrgebiet vor. Fünf Tage später startete der Angriff auf Gelsenkirchen-Buer. Nach laut regimentseigenen Unterlagen eher leichten Kampfhandlungen wurde das Regiment in Resse, Herten und Westerholt einquartiert. Am 8. April war das Ruhrgebiet eingekesselt. Es folgten in den ersten Apriltagen nächtliche Patrouillen über die Emscher und den Rhein-Herne-Kanal, deren Überquerung schließlich für den 9. April vorbereitet und plangemäß durchgeführt wurde.
Eine Woche nach Ostern, am Montag, den 9. April 1945, am selben Tag, an dem im KZ Flossenbürg der Theologe Dietrich Bonhoeffer hingerichtet und im KZ Dachau der Widerstandskämpfer Georg Elser heimlich erschossen wurde, begann das 134. US-Infanterieregiment morgens um 6:35 Uhr die Überquerung der Emscher sowie des Rhein-Herne-Kanals. Bei wolkig-kühlem Wetter konnte der Großteil der 3100 Soldaten das Unternehmen nach anfänglichem leichten Beschuss ohne Verluste innerhalb von drei Stunden erfolgreich durchführen. Um 9:25 Uhr konnte die Befreiung Bismarcks gemeldet werden. Die letzten Truppenteile überquerten den Kanal am frühen Nachmittag gegen 13:45 Uhr. Nach Angaben des unbekannten Bismarcker Zeitzeugen aus der Gelsenkirchener Stadtchronik für 1945 waren erste Soldaten und sogar ein Panzer schon in der Nacht vom Weißen Sonntag, 8. April ab 23:30 Uhr in Bismarck aktiv (in den US-Berichten erscheint nur eine nächtliche Patrouille ohne Panzer). Am 10. April um 9:45 wurde nach weiteren Operationen, zu denen auch das 216. Artillerie-Bataillon der US-Streitkräfte in Bismarck stationiert wurde nun die Befreiung Gelsenkirchens gemeldet. Diese verlief ohne Straßenkämpfe und Verluste – eine Seltenheit in diesen Tagen. Auch angrenzende Randbezirke von Bochum und Essen wurden besetzt, bevor das Regiment am selben Tag weiter nach Bochum (wo die Kämpfe wieder heftiger wurden), danach an die Ruhr und schließlich nach Osten zog.
Gelsenkirchen bescherte den Amerikanern einen freundlichen, wenn nicht gar herzlichen Empfang: Am 9. April um 15:25 begrüßten Sirenen, Zugpfeifen und Kirchenglocken die Befreier, wohl um zu signalisieren, dass mit weiterem Widerstand nicht zu rechnen war und die Bevölkerung sich friedlich verhalten würde. Auch wenn die amerikanischen Truppen Feinde waren und die Niederlage nun endgültig eingestanden werden mußte, überwog bei der Zivilbevölkerung deutlich das Gefühl von Erleichterung über die Beendigung der Kampfhandlungen und vor allem der zermürbenden Artillerie- und Bombenangriffe. Deshalb war das Klima grundsätzlich entspannt.