Der Kirchgänger im Jahr 1951
Schlichte Eleganz
Auch in den 1950er Jahren, als die wiederaufgebaute und wiedergeweihte Christuskirche wieder gottesdienstlich genutzt werden kann, gilt ein dunkler Anzug, zum Beispiel der klassische „Nadelstreifen“, als angemessen für entsprechende feierliche Anlässe, so auch für den sonntäglichen Kirchgang. Seit bereits mindestens zwei Jahrzehnten ist die verbreitete Hutform für den Herrn der Fedora mit seiner charakteristischen vorne nach unten geknickten Krempe und der vorne eingekniffenen Hutkrone oder seine kurzkrempige Variante, der Trilby. Seit den 1920er Jahren hat sich die moderne, noch heute bekannte Langbinder-Krawatte durchgesetzt und das Plastron mittlerweile verdrängt. Während die Alltagskrawatte um die Jahrhundertmitte durchaus farbenfroh und auffällig gemustert sein darf, bevorzugt man zum Sonntagsanzug eher dezente Muster und gedeckte Farben. Mit einer funkelnden Krawattennadel kann man eine kleine Prise Glamour hinzufügen. Taschenuhren sieht man nur noch selten, die praktischere Armbanduhr hat ihren Siegeszug längst angetreten.
Was bringt man mit?
Noch immer bringen die meisten Gottesdienstbesucher ihre Gesangbücher selbst mit, welche in der Gestaltung jedoch wesentlich nüchterner geworden sind.
Auch die Brieftasche für die in den Wiederaufbau-Jahren dringend benötigte Kollekte darf nicht fehlen.
Wer hält die Predigt?
Die Gottesdienste in der Christuskirche leiten die Pfarrer Hans Maack und Hans Sass während Kollege Ernst Künkler sich zunehmend auf die neue Gnadenkirche im Westen der Gemeinde konzentriert. Als Neuzugang kommt 1951 Pfarrer Meichsner in die Gemeinde.
Was kommt in den Klingelbeutel?
Seit der Währungsreform 1948 gilt die Deutsche Mark, im Volksmund kurz D-Mark genannt, in den westlichen Besatzungszonen und dann in der jungen Bundesrepublik als Zahlungsmittel. Sie wird in den 1950er Jahren zur Währung des Wirtschaftswunders. Verbreitet sind bei den Banknoten noch die der in den USA entworfenen und gedruckten der Ersten Serie, die bis 1956 in Umlauf bleiben. Seit ebendiesem Jahr 1951 werden aber bereits Geldscheine der Zweiten Serie ausgegeben, gestaltet mit Köpfen bedeutender Deutscher und mythologischen Figuren, die nun die Aufschrift „Bank deutscher Länder“ tragen. Die Münzen verändern sich im Laufe der Zeit kaum.