Bunker in Bismarck

Mit Zunahme der alliierten Luftangriffe wurde die Schaffung von Luftschutzräumen für die Bevölkerung immer dringlicher. Bereits seit 1938 waren bei Neubauten Luftschutzkeller Pflicht. Insgesamt 19 städtische Hochbunker wurden in den 1940er Jahren errichtet. Neben den „offiziellen“, im amtlichen Auftrag errichteten Bunkeranlagen und den Bunkern von Zechen und Betrieben gab es auch in Eigeninitiative angelegte provisorische Luftschutzkeller, Erdbunker oder Erdstollen. Eine wesentliche Rolle bei deren Bau spielten sogenannte „Luftschutz-Hausgemeinschaften“ und die Beteiligung von Berginvaliden, die als erfahrene „Tunnelgräber“ über das notwendige technische Know-How verfügten. Auch für den Luftschutz für die Kirchgänger der Bismarcker Gemeinde wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Städtischer Hochbunker Caubstraße 28, „Gelsenkirchen 4“/„Caub-Bunker“, erbaut um 1940, 6 Stockwerke, heute Obdachlosenunterkunft
Städtischer Hochbunker Bismarckstraße 219, Ecke Marschallstraße, 15GSK/25 / „Marschall-Bunker“, erbaut 1941 durch die Architekten Waßer und Quick im Auftrag des Reichsfiskus Luftfahrt, 4 Stockwerke à 10 kleine Schlafräume, 2 Toiletten, insgesamt 300 Liege- und 90 Stehplätze, heute in Privatbesitz.

Bunker auf dem Lahrshof

Fast romantisch wirkt er, so mitten im Grünen gelegen – jedoch schlagartig nicht mehr, sobald man das Innere betrachtet!

„Gleich in den ersten Septembertagen [1939] wurde gegenüber der Christuskirche im sogenannten Grünweg, auf städtischem Grund und Boden, ein Laufgraben von 100 Meter ausgehoben, der den Besuchern unserer Hauptkirche bei etwaigem Fliegeralarm Schutz gewähren sollte. Es konnte sich bei dieser Herrichtung freilich nur um eine erste, behelfsmäßige Vorkehrung handeln; daß sie zudem ganz unzureichend war, bewiesen bald die regnerischen Herbstmonate, die den Graben mit Wasser füllten und ihn seines praktischen Wertes beraubten.“

Kriegschronik der ev. Kirchengemeinde Bismarck in Westfalen von Pfarrer Hans Maack, 1939 – 1943, Seite 2
Artikel aus der Gelsenkirchener Allgemeinen Zeitung vom 15. August 1943

„Später reichte der Keller nicht mehr und wir mussten zum Sellmannsbachstollen, wo Holzplanken über den Sellmannsbach gelegt wurden, damit man hinein konnte. So war ich schon an die 1000 Meter tief im Stollen. Später wurden mir einmal die Karten des Stollens gezeigt – ich war überrascht, wie groß es dort unten ist und dass die Straßen dort schöner als an der Oberfläche sind.“

Christel May (*1931), Zeitzeugin

„Einmal waren wir zu Bett gegangen, da sind in der Nacht die Fenster zersplittert und unsere Betten waren voller Scherben. Zum Schluss gingen wir nur noch komplett angezogen mit Mänteln ins Bett, um nur noch die Schuhe anziehen zu müssen. Auf dem Weg zum Bunker trug ich immer ein kleines Köfferchen mit allen wichtigen Papieren. […] Eine Zeit lang sind wir gar nicht mehr aus dem Bunker herausgekommen und Mutter ist nur schnell nach Hause gelaufen, um etwas zum Essen zu holen.“

Elisabeth Kahlhof (*1934), Zeitzeugin
Leben im Bunker, um 1940, Inszenierung aus der Ausstellung in der Christuskirche
Luftschutz-Objekte