Alltag unter der Besatzung
Von den Zeitzeugen werden die amerikanischen G.I.s übereinstimmend als weitgehend freundlich und anständig bezeichnet. Allerdings gibt es auch einige wenige Berichte über schlechtes Benehmen und aus den Reihen der Truppe selbst Meldungen über Plünderungen und Vergewaltigungen, die durch die Militärpolizei geahndet wurden. Einhellige Anerkennung und Bewunderung erregten die teils hünenhaften Gestalten der US-Rekruten, vor allem der wenigen Schwarzen unter ihnen.
„Einen Panzer haben sie in das Gebüsch zum Haverkamp hin gefahren; Die Bedienung sind Hünen von Schwarzen. […] Und die Nazis wollen bei diesen stämmigen Menschen mit guter Ausrüstung noch siegen!“
Chronik der Stadt Gelsenkirchen für das Jahr 1945, bearbeitet von Dr. Wilhelm Niemöller, Seite 74
„Ich habe das Zimmer voll USA-Soldaten. Es dauerte nicht lange, da kamen sie mit einem großen Faß Bier angerollt, aus einer Wirtschaft hier. […] Die Stube schwamm von Bier. Sie ließen es in die Wasserkrüge laufen. Einige waren anständig und holten Gläser. Während der Zeit warfen sie in den Zimmern alles durcheinander, öffneten jede Schublade, wühlten sichtlich alles durch und ließen die Sachen auf dem Boden liegen. Als sie gingen, fehlte viel.“

Fraternisierung (auf deutsch: Verbrüderung) mit der deutschen Bevölkerung war per alliiertem Erlass vom 28. April 1944 allen Truppenteilen verboten. Aber in der Realität kam dies oft vor – und auch in Bismarck hat es das offensichtlich gegeben. Das Verschenken von Schokolade an Kinder oder Zigaretten an Erwachsene durch die Soldaten war noch die harmloseste Variante und wurde nicht weiter verfolgt. Fraternisierung konnte aber bis hin zu wirtschaftlicher Begünstigung und Vorteilsnahme gehen, oft begleitet von sexuellem Kontakt („Ami-Liebchen“), was streng verboten und strafwürdig war.

„1945 kamen die Amerikaner mit ihren Panzern und Jeeps. Zusammen mit anderen Kindern stand ich am Straßenrand, um ihnen zur Begrüßung zu winken. Dankend bekamen wir Schokolade, Kaugummi und Weißbrot. Dort sah ich zum ersten Mal einen ‚Neger‘. […] Sowas von freundlich waren die Amerikaner. Wir Kinder wurden sogar dazu eingeladen auf den Panzern und Jeeps mitzufahren.“
Elisabeth Kahlhof (*1934), Zeitzeugin

„‚Du nimmst keine Schokolade oder Geschenke an‘ hat der Vater mir vorher ‚eingetrichtert‘.“
Christel May (*1931), Zeitzeugin


„Weil das Haus zerstört war, bekam unsere Familie von den amerikanischen Soldaten eine Feldkiste mit Essgeschirr und Essensrationen. Es war ja alles kaputt, sogar das gute Hochzeitsgeschirr meiner Eltern. Außerdem bekam Mutter noch zwei Schachteln Zigaretten zum Eintauschen und wir Kinder Schokolade. Zusätzlich bekamen wir noch 10 Paar lange Wollsocken, die Mutter ausgekocht und gefärbt und dann für die drei Jungs neue Pullunder und für mich ein Latzkleid gestrickt hat. Bis mein Vater ca. 1 Jahr später verletzt zurück kam, kamen regelmäßig zwei amerikanische Soldaten, brachten gute Lebensmittel mit und blieben dann auch zum Essen.“
anonyme Zeitzeugin
„Viele haben sich ja mit den Amerikanern eingelassen […] – so war das Kinderheim hinterher voller Lockenköpfe.“
Elisabeth Kahlhof (*1934), Zeitzeugin
